Zum Inhalt springen

Krebserkrankungen nach Brustimplantaten

    Bei den vielen Brustimplantaten die weltweit gesetzt werden, ist das Risiko, an einem Lymphom zu erkranken, sehr gering. Jeder Operateur ist jedoch verpflichtet, über dieses Risiko aufzuklären.

    Anaplastisches T-Zell Lymphom

    Brustimplantate stehen seit mehreren Jahren in Verdacht, bei Frauen das seltene anaplastische großzellige Lymphom (ALCL) auslösen zu können. Auf der Webseite der US-amerikanischen Aufsichtsbehörde Food and Drug Administration (FDA) wurde im Februar 2011 offiziell der Verdacht dazu geäußert. Das Thema erfährt seitdem in Presse und Fachkreisen zunehmend Beachtung.

    Blutkrebs, nicht Brustkrebs

    Lymphome sind die häufigste hämatologische Krebserkrankung (Tumore des Blutes). Sie können sich aus B- und T-Lymphozyten entwickeln. In Deutschland sind bislang zwölf Fälle mit Brustimplantat-assoziiertem (BIA) ALCL bekannt (Stand April 2019). Zum Zeitpunkt der Diagnose trugen die betroffenen Frauen ihre Brustimplantate durchschnittlich zwischen 7 und 13 Jahre.

    Mögliche Symptome, ALCL erkennen

    • Flüssigkeitsansammlung nahe dem Implantat

    Frühestens ein Jahr nach Implantateinbringung

    • Knotenbildung an der Gewebekapsel
    Kann sich bemerkbar machen durch:
    • Brustschwellung
    • Neu aufgetretene Asymmetrien
    • Schmerzen
    • Hautveränderungen, z.B. Rötung
    • Stark geschwollene Lymphknoten

    Lymphom bei "rauen" Implantaten häufiger

    ALCL tritt statistisch häufiger bei Frauen mit texturierten Brustimplantaten auf. Zuletzt musste die Firma Allergan seine texturierten Brustimplantate vom Markt nehmen. Ein Großteil der gemeldeten ALCL-Fälle wurde mit diesen Implantaten direkt in Verbindung gebracht. Daher wurde der Firma die EU-Zulassung für texturierten Silikonimplantate im Dezember 2018 entzogen. Die glatten Implantate sind nicht betroffen.

    ALCL bei Brustimplantaten: Geringes Risiko!

    Ein anaplastische großzellige Lymphom (BIA-ALCL) tritt in Relation zu der Anzahl der Frauen mit Brustimplantaten, sehr selten auf. Der Verlauf ist vorwiegend gutartig und die Prognose gut. Bei dem seltenen Fall eines BIA-ALCL, reicht es in der Regel aus, das Implantat, die Kapsel und den Tumor zu entfernen. Nur in Einzelfällen war eine systemische Therapie darüber hinaus nötig. Bei weltweit etwa 10 Millionen Frauen mit Brustimplantaten wurden 16 Todesfälle in Verbindung mit (BIA) ALCL gemeldet (Stand 2011).

    Nicht nur Brustimplantate unter Verdacht

    Das Auftreten von B-Zell-Lymphome wurde nicht nur im Zusammenhang mit Brustimplantaten überprüft. Weitere implantierbare Medizinprodukte stehen als möglicher Auslöser unter Verdacht. Bei Gelenkprothesen wurde ALCL am häufigsten festgestellt.

    PIP-Skandal: Krebsfälle nach Industriesilikon-Implantaten

    Die Firma Poly Implant Prothèse (PIP) hatte über Jahre hinweg billiges Industriesilikon für die Herstellung seiner Brustimplantaten verwendet. Aufgeflogen war der Skandal 2010, nachdem sich die Fälle von gerissenen PIP-Implantaten häuften. Tausende Frauen hatten ohne es zu wissen die gesundheitsschädlichen Brustimplantate erhalten.

    Vorsorgliche Entfernung der Implantate empfohlen

    Die krebserregende Wirkung von PIP-Implantaten konnte bislang nicht bewiesen werden. Eins ist jedoch sicher: Industriesilikon hat im Körper nichts verloren!

    Solange das Silikon nicht ausläuft, liegt zwar ein Schutz durch die Implantathülle vor. PIP-Implantate neigen jedoch dazu, viel schneller und häufiger zu reissen, als Brustimplantate aus medizinischem Silikon. Aufgrund des erheblichen Risikos empfehlen Gesundheitsbehörden weltweit die Entfernung aller Implantate, die bei ca. 30.000 Frauen eingesetzt wurden.

    Kricheldorff J, Fallenberg EM, Solbach C, Gerber-Schäfer C, Rancsó C, von Fritschen U: Breast implant–associated lymphoma—the diagnosis and treatment of a new disease entity. Dtsch Arztebl Int 2018; 115: 628–35. DOI: 10.3238/arztebl.2018.0628

    Anaplastic large-cell lymphoma in women with breast implants. De Jong D, Vasmel WL, de Boer JP, Verhave G, Barbé E, Casparie MK, van Leeuwen FE. JAMA. 2008 Nov 5;300(17):2030-5.