Der TÜV Rheinland soll einem Bericht der Zeitschrift „Handelsblatt“ zufolge bereits 9 Jahre vor dem Skandal um mangelhafte Brustimplantate des französischen Herstellers PIP von Problemen bei der Fertigung gewusst haben. Den Prüfern lag bereits 2001 eine Warnung der britischen Gesundheitsbehörde MDA vor, berichtete das „Handelsblatt“. Diese Warnung betraf demnach zwar nicht die fehlerhaften Silikonkissen, jedoch die biologische Sicherheit der Hydrogel-Implantate des Herstellers Poly Implant Prothèse.
Dem Bericht zufolge sollen interne Prüfdokumente dokumentieren, dass der TÜV Rheinland im Februar 2001 daraufhin eine Sonderprüfung ansetzte und 2002 dem Qualitätsmanagement der Hydrogel-Produkte schließlich die Zertifizierung versagte. Einen Anlass für unangemeldete Kontrollen sahen sie darin jedoch nicht. Europäische Richtlinien sehen zwar lediglich eine Prüfung des Qualitätsmanagements vor. Doch die Bestimmungen geben Prüfunternehmen auch die Möglichkeit, bei Verdachtsmomenten unangemeldet zu prüfen. Bis 2010 hätten der TÜV Rheinland dann das Qualitätsmanagement der Silikon-Implantate weiter zertifiziert. Dem „Handelsblatt“ zufolge erklärte die rheinische Behörde, dass es keinen Zusammenhang zwischen dem Qualitätsmanagement der Hydrogel-Produkte und demjenigen der Silikonimplantate gäbe.
Die AOK Bayern prüfe derweil eine Klage gegen den TÜV Rheinland im Zusammenhang mit dem PIP-Implantaten. Im Raume steht die mögliche Erstattung von 86.000 Euro, die der AOK durch operative Eingriffe bei betroffenen Frauen entstanden sind. Die AOK geht nämlich davon aus, dass durch die Verdachtsmpmente weitere Prüfungen durch den TÜV hätte erfolgen müssen. Das war nicht geschehen. Die AOK erhofft sich darüber hinaus, dass durch die öffentliche Klage, die Produktsicherheit von Medizinprodukten und deren Haftung verbessert werden kann.
PIP hatte weltweit hunderttausende Brustimplantate verkauft, die mit nicht für die Implantologie zugelassenem Silikon gefüllt wurden. Die Billigimplantate haben eine höhere Risiko zu reissen und können dann schwere Entzündungen hervorrufen. Allein in Deutschland sind etwa 5000 Frauen betroffen.