Seit Ende des 19. Jahrhunderts gibt es Versuche, mit Hilfe von chirurgischen Eingriffen Vergrösserungen der weiblichen Brust vorzunehmen. Als eine Art Pionier kann hier der deutsch-österreichische Arzt Vinzenz Czerny gelten. Er versuchte im Jahre 1895 den Brustaufbau bei einer Frau, der wegen eines Tumors eine Brust entfernt worden war. Dazu setzte er seiner Patientin ein Lipom (gutartige Fettgeschwulst) in die Brust ein.
Viele Brust-Experimente zu Lasten der Gesundheit
Seither hat man mit vielen anderen Mitteln experimentiert um die Brust zu vergrössern: Schwämme, Gummi, sogar Glaskugeln sind implantiert worden. Diverse Substanzen wurden in die Brust injiziert, darunter Speiseöl, Lanolin oder Paraffin. Es gab auch Versuche mit flüssigem Silikon.
Wie es heißt, nahmen japanische Prostituierte während des Zweiten Weltkriegs Silikoninjektionen zur Hilfe, um ihre Brüste zu vergrössern. Sie wollten damit angeblich die (auf grössere Oberweiten fixierten) amerikanischen Soldaten betören. Stripteasetänzerinnen in den USA sollen es ihnen nachgetan haben. Viele dieser aus heutiger Sicht haarsträubenden Eingriffe endeten mit so schweren Komplikationen, dass eine Amputation der Brust unumgänglich war.
"Moderne" Brustimplantate seit den 1960er Jahren
Das erste eigentliche Brustimplantat entwickelten im Jahr 1961 Frank Gerow und Thomas Cronin, zwei plastische Chirurgen aus Houston, Texas. Es war ein Silikonimplantat, das im Auftrag der Dow Corning Company vermarktet werden sollte. 1963 wurden in Frankreich mit Kochsalz gefüllte Implantate eingesetzt. Anfang der 70er Jahre schilderten R. Troque (1972) und H. Hoehler Verfahren zum Brustaufbau mit einem OP-Zugang über die Achselhöhlen.
Silikonimplantate: Produktdesign in den 1980er Jahren fehlerhaft
Mit Beginn der 80er Jahre mehren sich Berichte von Patientinnen, die über Komplikationen mit Silikonimplantaten klagten. In der Folge beschloss die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA im Frühjahr 1992, die Verwendung von Silikongel-gefüllten Brustimplantaten zu untersagen. Die Problem waren massgeblich durch das Produktionsdesign der Silikonimplantate der 2. Generation (s.u.) zurückzuführen: Erhöhte Auslaufgefahr und Kontrakturen (Kapselfibrose). Allerdings konnte damals ein gesundheitsgefährdendes Potential von Silikonimplantaten in Studien nicht sicher belegt werden.
Lange Suche nach dem richtigen Material für Brustimplantate
Im Jahr 2000 kam es zu Problemen mit Sojaölimplantaten, die in Europa für kurze Zeit Verwendung fanden. Man fürchtete Vergiftungsfolgen bei Beschädigungen der Implantathülle, da es nach Auslaufen zu Entzündungszeichen gekommen war. Nach Entfernung der Implantate gab es aber keinerlei Folgeschäden. In den USA kam dieses Füllmaterial nie zum Einsatz.
Im selben Jahr mussten Hydrogel-Implantate vom Markt genommen werden, weil es nicht gelang, die Unbedenklichkeit dieses Implantatmaterials bzw. seiner Abbauprodukte nachzuweisen.
Comeback der Silikonimplantate und PIP-Skandal
2004 wurde Silikon dank aufwendiger Studien rehabilitiert und in Europa für die Brustvergrösserung zugelassen. Auch in den USA ist seit 2006 der Einsatz von Silikonimplantaten für die Brustaugmentation wieder zulässig.
2010 kam die Verwendung von Industriesilikon in Billig-Brustimplantaten der Firma PIP in die Presse. Die Angelegenheit weitete sich zu einem weltweiten Skandal aus, als bekannt wurde, dass sich der Verdacht einer krebsauslösenden Wirkung des Silikons nach Auslaufen Ende 2011 erhärtete.
Einteilung der Silikonimplantate nach Generationen
- Dicke Kapsel (0,25 Durchschnitt)
- Zähflüssigen Gel
- Dacron Patch
- Dicke Kapsel (0,25 Durchschnitt)
- Zähflüssigen Gel
- Dacron Patch
- Dünne Hülle (0,13 mm Durchschnitt)
- Weniger zähflüssiges Gel
- Kein Patch
- Dickere, Silitium-verstärkte Kapselummantelung
- Strengere Fertigungsnormen
- Optimierte Materialien der 3. Generation
- Füllung mit kohäsivem Silikongel
- Formtstabilere Implantate, anatomisch oder rund
- Glatte und texturierte Oberflächen
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