Die Brustimplantate, die im Zentrum eines riesigen Gesundheits-Skandals stecken, von dem weltweit hunderttausende von Frauen betroffen sind, beinhalteten einen „beinahe kriminellen“ Mix aus Chemikalien wie Treibstoff-Zusätze, wie jetzt herauskam.
Französische Forscher haben eine extensive Untersuchung durchgeführt, um hinter das Geheimnis von Jean-Claude Mas“ „heimlicher Formel“ zu kommen, mit der er die Brustimplantate seiner Firma Poly Implant Prothese (PIP), die letztes Jahr bankrott ging, füllte.
Weltweit schätzt man, das an die 300.000 bis 400.000 Frauen in 65 Ländern PIP Implantate in den Brüsten haben könnten, darunter auch Tausende von ehemaligen Krebspatientinnen, bei denen die Brüste nach der Krebsoperation wieder hergestellt wurden. Allen diesen Frauen ist gemein, dass sie bis heute nichts davon ahnten, Brustimplantate zu tragen, deren Füllmaterial, ein giftiger Chemikalien-Cocktail ist.
Tatsächlich fanden Chemiker, die vom Pariser Radiosender RTL mit der Analyse der Stoffe beauftragt worden waren, eine Reihe von potentiell extrem gefährlichen Stoffen, wie beispielsweise Baysilon, Silopren und Rhodorsil.
Baysilon ist ein Treibstoff-Zusatz und Silopren respektive Rhodorsil werden hauptsächlich in der Herstellung von Kunststoff-Röhren verwendet.
„Auf dem Menu von Herrn Mas sind Produkte, die von der Industrie für verschiedenste Zwecke verwendet werden, die aber allesamt noch nie auf ihre potentiell schädliche Wirkung auf den Menschen untersucht wurden,“ meinte ein Sprecher von RTL. „Zusätzlich“, so der Sprecher, „fügten sie dem Mix noch Treibstoff-Additive hinzu.“
Der Sprecher sagte, dass Jean-Claude Mas, der 72-jährige Gründer von PIP und ehemaliger Metzger, der aktuell wegen Totschlags in Frankreich angeklagt werden soll, die Zutaten zusammenfügte als Teil seiner „heimlichen Formel“.
Dieser Gift-Cocktail ermöglichte es ihm, die Brustimplantate zu einem unschlagbar günstigen Preis auf den Markt zu bringen, was ihn schliesslich zum Multi-Millionär machte.
„Die Chemikalien sind äusserst sorgfältig ausgesucht“, so der RTL-Sprecher. „Zusammengefügt sehen sie aus wie echtes medizinisches Silikon„.
„Sämtliche Zutaten der „heimlichen Formel“ sind in der medizinischen Welt gänzlich unbekannt“, sagte der Toxikologe Andre Picot, der für RTL bei der Analyse beteiligt war. „Der Mix ist haarschaft an der Grenze zum Kriminellen.“
Philippe Courtois, ein Anwalt, der die Interessen der geschädigten Frauen in Frankreich vertritt, meinte: „Wir konnten nicht glauben, dass das „Silikon-Gel“ Treibstoff-Additive enthalten sollte.“
Herr Courtois meinte, dass die Gesundheitsbehörden es verschlafen hätten, sofort nachdem die ersten Klagen von Frauen bezüglich ihres Gesundheitszustandes aufgetreten waren, das Gel analysieren zu lassen.
Neuste Zahlen zeigen, dass PIP Implantate eine viel höhere Ruptur-Rate haben als hochwertige Silikon-Implantate. So gab übers Wochenende die grösste Englische Kette für ästhetische Chirurgie ihre Schätzungen bekannt, wonach jedes 14. Implantat reissen soll. Das wären sieben Prozent aller Implantate, die reissen würden, und damit sieben Mal mehr, als herkömmliche qualitativ einwandfreie Produkte.
Das Ausmass der Kosten, die dieser Skandal das öffentliche Gesundheitswesen kosten wird, ist noch gänzlich unbekannt. Venezuela hat offeriert, sämtliche Kosten für die Herausnahme aller PIP-Implantate zu übernehmen. Frankreich will allen Brustkrebspatientinnen die gesamten Kosten für Herausnahme und Wiederaufbau zurück erstatten.
Erste Hochrechungen gehen beispielsweise von Kosten von ca. 150 Pfund für Grossbritannien aus – nur für die Herausnahme der Implantate. Die Kosten in Frankreich dürften sogar noch höher liegen, da die Zahl der Betroffenen in etwa gleich hoch ist wie in Grossbritannien, die Regierung aber – zumindest bei den Brustkrebspatientinnen – den Wiederaufbau ebenfalls übernehmen will.
Reissen die PIP-Implantate, so kann es zu äusserst starken Schmerzen kommen. Schwellungen und Verhärtungen in der Brüsten und Achselhöhlen, die sich wie Tumore anfühlen, wurden ebenfalls gesehen.
Asserdem gibt es Befürchtungen, dass die Inhaltsstoffe der Brustimplantate krebserregend sein könnten
Der Einzige, der in dieser Situation noch ruhig schlafen kann, ist der Erfinder der „heimlichen Formel“, Jean-Claude Mas. Er hat zu Protokoll gegeben, dass er sehr wohl gewusst hätte, dass die Stoffe nicht medizinisch getestet waren, aber er sei sich sicher, dass alle seine hergestellten Implantate komplett sicher seien.
Quelle: ptext.ch